Ich kann es irgendwie nicht lassen, blöd wie ich bin. Denke immer noch, ich könnte etwas ändern, an unserem Familiensystem....
Vor Jahren, in meiner Therapie war die Thera der Meinung, es wäre gut, wenn ich sowohl den Kontakt zu meinen Eltern, als auch zu meiner Schwester einstellen würde, da es mir einfach nicht gut tun würde. Ich konnte es nicht!
Auch mein Partner hat mir dies inzwischen mehrmals gesagt. Ich könnte die anderen nicht ändern, ich wäre der Symtomträger unserer kranken Familie und würde es für sie auch immer bleiben. Weil das so einfach ist, man sich selbst hier niemals hinterfragen muss.
Nun, ich sollte gestern ein Gespräch mit meiner Schwester haben. Wollte sie bitten, mir mal endlich zu helfen, das ein oder andere Puzzleteil zu finden, damit ich Erinnerungen, die nun gehäuft aufkommen, bestätigt bekomme oder als falsch abtun könnte. Wäre für mich unheimlich wichtig. Aber bisher hat sie alle Gespräche abgelehnt, ist auch nicht mit in die Therapie.
Dazu gab es manche Verletzungen von Ihrer Seite in den letzten Monaten.
Ich schrieb ihr zwei Abende vorher eine lange Mail. Erzählte ihr, wie es mir grad geht, von meinen Gefühlen und Empfindungen und meinen Gedanken. (Wie blöd kann ich nur sein!!!)
Ich sprach auch drei Dinge an, die mich verletzt haben, wie ich mich dabei fühlte. Bat sie darum, dass wir uns bei unserem Treffen mal darüber unterhalten könnten, da es mir nicht gut geht, mit dem Verhältnis, das wir zueinander haben.
Ich schreibe manchmal lieber, dann kann ich nachlesen, was ich geschrieben habe, mir jemand nicht sagen kann: das hast Du doch gesagt....- und ich kann mich nicht mehr erinnern. Ist mir zu oft passiert.... Beschämend, aber ich kann es nicht ändern, ich kann mich einfach an manches nicht erinnern....
Amnesie, die mehrere Gründe hat....zuviele...
Das macht mir sehr zu schaffen...., aber Schreiben ist hier eine Möglichkeit..., wenn auch für den anderen erst ungewöhnlich.
Nun ja, es kam nicht zu dem Treffen, weil ich gestern morgen vor lauter Magenkrämpfen schon nicht arbeiten gehen konnte.
Wir haben dann telefoniert und sie sagte mir, dass meine Mail von vorne bis hinten mit Vorwürfen wäre, und ich einfach nur krank sei! Ich sollte mich doch bitte stationär in die Psychiatrie einliefern lassen.
Hier müsst ihr vielleicht wissen, dass sie dort als Krankenschwester arbeitet.
Also ich bin die Mail viele Male durchgegangen. Es gibt genau drei Stellen, die sie als Vorwurf empfinden könnte, wenn sie es denn will. Alles andere, waren meine Gedanken, meine Gefühle und Empfindungen, die ich doch wohl haben darf. Und es ist doch wohl auch nicht krank, wenn ich mich durch das Verhalten eines anderen verletzt fühle und es nun gar wage, dieses mal anzusprechen.
Und jetzt muss ich mich fragen, wieso sie meine Gedanken und Gefühle als Vorwurf für sich empfindet.
Statt sich hier selbst zu hinterfragen: Ich bin krank, ich gehöre in die Klapse!
Und wenn ich das so überdenke, war es wohl schon immer so.
Vieleicht habe ich das nun grad wieder gebraucht, um endlich zu begreifen, dass es keinen Sinn hat, mit dieser meiner Familie. Man wollte nie verstehen, man will immer noch nicht verstehen.
Oh, wie sehr hasse ich diese unsagbare Selbstgefälligkeit, der ich nichts entgegen zu setzen habe.
Und andererseits sitzt der Stachel sehr tief: Bin ich wirklich so krank? Sind meine Gedanken, Empfindungen und GEfühle wirklich so krank?
Ich weiß es nicht mehr. Aber ich denke, jeder Kontakt wird nun wieder nur oberflächlich sein. Ich gebe auf! Werde so niemals das ein oder andere Puzzleteil finden, aber diese Familie macht mich nach wie vor krank!
Ich muss die Sehnsucht des kleinen Kindes aufgeben! Muss den Wunsch aufgeben, meine Schwester einmal liebevoll in den Arm nehmen zu können, dabei etwas anderes fühlen zu können, als nur das Erfüllen einer Etikette.
Aber es fällt mir so schwer! Bin ich doch ein Mensch, der so sehr die Harmonie braucht, für den Familie doch so wichtig ist. Aber wir waren wohl niemals eine wirkliche Familie.
Auch wenn meine Eltern heute alles versuchen, mir helfen und ich ihnen auch. Wir uns auch umarmen. Aber ich empfinde nichts dabei! Nur Distanz und Abstand! Ich kann den Graben nicht überbrücken! So sehr ich es mir wünsche, so sehr ich mich bemühe. Empfinde bei mir fast fremden Menschen oftmals viel mehr Wärme und Zuneigung, als ich das je Zuhause erlebt habe.
Ich muss mich endlich von diesen Wünschen und Sehnsüchten verabschieden!!!
du schreibst viel... und ich kann doch nur wenig sagen...
Ich hatte den Bruch zu meiner "Familie" (sprich: meiner Mutter und meiner Schwester) - für mich war der Beziehungsabbruch schmerzhaft... nix habe ich mir jemals so sehr gewünscht wie eine heile Familie...
Ich hatte auch einen mail-Austausch (nee, war in Briefform - tut aber nix zur Sache...), nicht mit meiner Schwester, sondern mit meiner Mutter, die mir genau dasselbe vorgeworfen ( ) hat... Sie sehe nur die Vorwürfe, die ich ihr machen würde...
Und genau die wollte ich mir nicht nehmen lassen. D.h. ich wollte mir meine Gefühle nicht nehmen lassen, die ihre Berechtigung hatten... Ich weiß es noch, als wäre es eben erst passiert... Ich hatte immer - und viel zu oft - und viel zu viel - Verständnis... Ich habe diesen Brief bekommen - und erstarrte. Wie immer...
... Ich habe dann die Beziehung abgebrochen - ich hätte nie gedacht, dass ich mittlerweile wieder eine habe.
Die nur deshalb möglich ist, weil Funkstille war... Über Jahre... Und auch, wenn es nicht mehr zu einem Kontakt gekommen wäre... - es wäre richtig gewesen.
Ach Nada, ich halte diese Beziehung schon über Jahre, irgendwie, weil sie mir doch so wichtig ist.
Aber es wird mich immer wieder verletzen.
Habe zwischendurch den Kontakt auch abgebrochen.
Habe es inzwischen auf den nötigsten Kontakt reduziert, aber wenigstens noch ein wenig.... Aber es ist nur oberflächlich. Meine Eltern haben weitgehends alles verdrängt, wollen sich nicht erinnern...
Ich habe doch nur diese eine Familie und Freunde gibt es auch nicht mehr....
Und ich hätte jetzt mal endlich so sehr ein paar Antworten gebraucht, damit ich selbst wieder ein wenig zur Ruhe kommen könnte. Wüsste, was wahr oder nicht wahr ist. Meine Schwester könnte es mir sagen, ich selbst war niemals da, war auf meiner Blumenwiese....
es ist schwer den kontakt ganz abzubrechen zur familie....aber es wird dir sicherlich auf dauer besser gehen ohne diesen kontakt......so leid mir das für dich tut.....
sie werden ihre haltung und ihr verhalten dir gegenüber nicht ändern.....
Ja, ich denke, Ihr habt recht, ich habe es nun wohl endlich kapiert. Ich habe meiner Schwester eine Folgemail geschrieben, ihr hier mit ziemlich deutlichen Worten mitgeteilt, dass ich meine Gdanken und Gefühle als nicht krank empfinde, und sie es bloß nicht nachvollziehen kann, weil dies sich ihrer Gefühlswelt entziehen würde. Sie sich mal selbst hinterfragen soll, wenn sie meine ganze Mail als Vorwurf empfindet. Ich fortan ihr von meinen Gedanken und Gefühlen nichts mehr mitteilen werde, sie auch niemals mehr bitten werde, mir dabei zu helfen, das ein oder andere Puzzleteil zu finden. Wir weiterhin einen oberflächen Kontakt wahren werden, und schauen, dass es uns damit gut geht. Ich werde es lernen.
Weiterhin habe ich ihr mitgeteilt, dass ich zum Glück vor einiger Zeit schriftlich festgelegt habe, dass mein Partner im Falle des Falles mein rechtlicher Betreuer sein wird und damit auch meinen Aufenthaltsort bestimmen darf und dazu auch noch die nötige Fachkompetenz mitbringt.
(DAs war jetzt nur die Kurzversion)
Die Mail war nicht freundlich und ich mache mir seit Tagen Vorwürfe, sie abgeschickt zu haben. Mein Partner war auch nicht begeistert, er meinte, damit würde ich mir mein eigenes Grab schaufeln, ihr gar Beweise in die Hand geben... Aber damit habe ich erstmal die Fronten geklärt und außerdem, musste ich einfach meinen Ärger über sie dort loswerden, wo er auch hingehört. Selbst wenn dies nicht grade schlau war.
Sie hat eben zweimal angerufen, ich bin nicht ans Telefon, denn ich bin alleine zu Hause und für ein solches Gespräch habe ich grad einfach keine Kraft. Wenn wir reden, möchte ich das in Gegenwart meines Partners tun, der dann ein wenig leiten und vermitteln kann.
Meine Eltern? Das ist ein eigener Punkt. In den Augen meiner Mutter bin ich an meinem MB nach wie vor selbst schuld, auch wenn ich erst fünf Jahre alt war. Die Schläge verharmlost sie, das Eingesperrtwerden erinnert sie nicht, und vieles andere auch nicht, nur, dass ich ja ein solch schreckliches Kind gewesen sei... Mein Vater ist nach wie vor stur und uneinsichtig, da hieß es schon immer: Du hast eh keine Ahnung, was Du denkst und sagst interessiert mich nicht..., ist irgendwie noch immer nicht viel anders geworden. Obwohl es hier vor 7 Jahren wieder eine Annäherung gab, als er schwer erkrankte.
Nun ja, auch dies werde ich nicht ändern können. Sie werden sich niemals mehr verändern.
Ich werde für sie da sein, wenn sie mich brauchen, aber sie werden weiterhin weder von meinen Gedanken noch Gefühlen etwas wissen, das wollten sie aber auch niemals wirklich. In unserer Familie drehte sich ab ihrer Geburt alles nur noch um meine schwerstbehinderte Schwester. Und auch da war ich gerade mal fünf Jahre alt und wurde fortan immer weggeschickt, wenn man von Klinik zu Klinik mit ihr fuhr und wochenlang wegblieb. Auch das wird sich niemals ändern.
Ich werde damit leben.
LG Sternschnuppe
Nun hat sie schon wieder angerufen. Ich bin feige, aber ich kann ein solches Gespräch grad nicht führen..
es tut mir sehr leid für dich, dass deine Kindheit so hart war und du nicht die Liebe und Zuwendung erfahren konntest, die deine Seele gebraucht hätte.
Was ich aus deinen Zeilen herauslese ist Verbitterung.
So sehr ich dafür Verständnis habe, so wenig tut dir diese Verbitterung gut. Im Gegenteil: Sie setzt die Leiden deiner Kindheit bis heute und immer wieder fort.
Das, was du dir so sehnlichst wünscht, hast du bis jetzt nicht bekommen. Vielleicht kannst du es auf anderen Wegen bekommen als denen, die du bisher gegangen bist? Kannst du dir vorstellen zu vergeben? (Nicht zu vergessen, das ist etwas anderes!)
Wenn dir das gelingt, wirst du auf jeden Fall deinen Frieden machen können - mit Ereignissen, mit Menschen, mit deinem Leiden. Ich denke, das ist manchmal das Wichtigste von allem. Und manchmal, ja manchmal tun sich mit diesem inneren Frieden auch andere, bisher nicht sichtbare Wege nach außen auf...
Als ich Mitte 30 war und ein halbes Jahr nach meinem 1. Klinikaufenthalt wieder in Therapie, habe ich einen Brief an meine Mutter geschrieben - und einen Zweiten an meinen Vater. Der an meine Mutter enthielt auch die Aussage, dass ich sie als Kind vermisst habe, dass ich sie mehr gebraucht hätte. (Als ich ganz klein war, hat sie noch um meine verstorbene ältere Schwester getrauert, als ich 4 1/2 war, wurde meine jüngere Schwester geboren, um die sie sich sehr liebevoll gekümmert hat und die meiner verstorbenen Schwester sehr ähnlich sah). Meine Mutter kam mit dem Brief überhaupt nicht klar, sie zeigte ihn meiner Schwester, die mich dann empört anrief, worüber ich wiederum empört war bzw. verletzt. Seitdem sind 17 Jehre vergangen und vieles hat sich aufgelöst/relativiert.
Vor kurzem kam nun meine 23-jährige Tochter zu mir, weil sie Probleme mit Verlassensängsten hatte. Ich hatte die Idee, es könnte mit meinem Klinikaufenthalt von damals zusammenhängen, wo ich sozusagen über Nacht nicht mehr da war und mein Mann damals zusehen musste, wie er erst mal selber zurecht kommt mit meinem Selbstmordversuch. Ja, ihre Ängste hingen damit zusammen und plötzlich stand meine Tochter mit feuchten Augen vor mir und sagte: Aber wie konntest du mich denn lieben, wenn du dich doch selber gar nicht lieb hattest? Wir haben lange geredet, aber im Nachhinein hat es mir noch ganz schön zugesetzt. Ich habe meine Mutter plötzlich verstehen können. Sie hat sich mit dem Brief total überfordert gefühlt, denke ich, und hilflos. Vielleicht auch schuldig wie beim Tod ihres ersten Kindes, obwohl das nicht ihre Schuld war. Sie starb an Meningitis.
Jedenfalls bin ich froh, dass sich mittlerweile zwischen meiner Tochter und mir wieder alles gut anfühlt, von beiden Seiten.
Und dir wünsche ich von ganzem Herzen, dass du Wege hin zu deinem Seelenfrieden findest, liebe Sternschnuppe!
Danke Dir, für Deine langen Zeilen aus denen ich herauslese, dass Du Dir wirklich Gedanken machst.
Aber es ist nicht Verbitterung. Es ist zur Zeit wohl eher endlich mal Wut, die ich nie spüren konnte, und vielleicht schon eine Spur Trauer. Ich habe meine Gefühle bis vor kurzem nicht wahrnehmen oder spüren können. Vor allem habe ich alles gegen mich selbst gerichtet. Ich war schlecht, ich war falsch, mit mir war etwas nicht in Ordnung....
Von daher ist die Wut wohl ganz gesund.
Für Vergeben ist es noch zu früh, weiß auch nicht, ob ich das tun werde. Aber vielleicht wird es irgendwann egal sein, als gegeben hingenommen werden können. Ich habe bisher immer nur entschuldigende Gründe für meine Eltern gefunden, jetzt ist es an der Zeit, das kleine Kind aufzubauen. Dazu gehört wohl auch, dass es endlich Ärger und Wut merken darf, auch dass es über manches einfach mal traurig sein darf.
Von meinen Eltern, oder meiner Schwester bekomme ich niemals mehr das, was ich als Kind vermisst habe. Aber ich kann es auf anderen Wegen erfahren, da hast Du recht. Ich kann es zulassen, mich auf meinen Partner einzulassen. Wirklich einzulassen.
Zum Glück habe ich es geschafft, immer mit meinen Kids im Gespräch zu bleiben, vor allem nach unserer Trennung. Mit meiner Mutter gibt es hier keine Chance. Von daher muss ich mich weiterhin irgendwie arrangieren und den Kontakt einfach so gestalten, dass er mir einigermaßen gut tut.
Ich war heute morgen bei Ihr Zuhause: Sie hat fast zwei Stunden ununterbrochen geredet, ohne Punkt und Komma, in einer Lautstärke, die mir heute einfach fast weh tut. Ich kam überhaupt nicht zu Wort. Keine Chance, und wenn ich mal versuchte, auf die ein oder andere Frage zu antworten, wurde ich auch schon nach zwei, drei Worten unterbrochen. Das hat echt keinen Sinn!
Morgen hat meine Mutter Geburtstag und ich werde zum Kaffee am Nachmittag hinfahren. Bin schon froh, wenn ich wieder nach Hause fahren kann....
Mit meiner Schwester habe ich inzwischen mehrmals telefoniert, wir haben allerdings das Thema vermieden, also nur oberflächlich, aber immerhin, wir reden noch miteinander. Sie wird morgen auch da sein. Na mal sehen.
Bin ja ein wenig erholt, nach meinen zwei Tagen Düsseldorf, obwohl ich hier grad das Gefühl habe, nur noch müde und ohne Energie zu sein.... Leider hatten wir ja nur schlechtes Wetter: Freitag nass und sehr windig, so dass ich nicht lange in der Stadt bleiben konnte, also ehrlich gesagt, habe ich so gut wie nichts von der Altstadt gesehen. Schade. Samstag waren wir dann im Aqua Zoo, dort war ja alles überdacht und es war ganz schön.
Nun, heute hatte mich der Arbeitstag wieder! Alles seinen gewohnten Gang und irgendwie ist mir alles einfach zu viel!
ich kann dir wegen des besuches heut bei deiner mutter nachfühlen....mir ging es auch immer so, das der besuch bei meiner mutter nur rasch enden sollte....
das wetter war mistig am wochenende....wirklich schade, dass du nicht viel gesehen hast von der altstadt....