ich habe mich ja hier die letzten Wochen und Monate ziemlich rar gemacht und möchte gerne versuchen hier im Forum wieder etwas mehr präsent zu sein. Ob mir das gelingt, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht kann dieser Beitrag aber ein Anfang sein. Über den Jahreswechsel habe ich an einem Achtsamkeitsmeditations-Seminar teilgenommen und konnte dabei etwas Energie tanken. Ich hoffe, das hält ein wenig vor.
Der Grund, warum ich in letzter Zeit immer weniger hier geschrieben habe ist nicht Desinteresse, sondern schlichtweg Überforderung. Es sind in letzter Zeit einfach zu viele Baustellen an denen ich es gerade so schaffe, dass nicht alles zusammenbricht und dabei generell das Gefühl habe, mich gerade so über Wasser zu halten können.
Neben meinen Dauerthemen alles sinnlos zu finden, generellen Abgrenzungsschwierigkeiten, mich nirgendwo richtig dazugehörig zu fühlen (mich nicht zumutbar fühlen), dem Wunsch nach und der Angst vor Intimität, Reizüberflutung, Antriebslosigkeit und das permanente Gefühl nicht genug Zeit zu haben ? und ? und ? und ? haben sich die Probleme in letzter Zeit in einigen Bereichen sehr zugespitzt und ich habe das Gefühl den Ereignissen nur noch hinterher zu rennen und kann sie nicht mehr richtig verarbeiten. Eigentlich alles so wie immer ?
Anfang Oktober fing es mit Schwierigkeiten bei der Arbeit an. Es kam zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen meiner Chefin und mir (es muss wirklich sehr viel passieren, damit ich mich zu so etwas hinreißen lasse). Die Sache ist im Prinzip auch weithin ungeklärt, aber im Moment herrscht zumindest ?Waffenstillstand?. Aber ein gutes Arbeitsklima ist das natürlich nicht.
Dan war die Reise nach Amerika, wo ich zum ersten Mal meine leibliche Mutter, meine beiden Brüder mit ihren Familien, viele Onkels und Tanten usw. kennen lernte, als auch die Witwe meines im Mai verstorbenen leiblichen Vaters (den ich nie kennen gelernt habe). Das war zwar insgesamt eine gute Erfahrung, aber natürlich auch ein bisschen anstrengend. Ich hatte bis jetzt leider kaum Gelegenheit (Zeit) dazu die Ereignisse halbwegs zu verarbeiten mir darüber klar zu werden, was da passiert ist. Aber vielleicht ist da ja normal ? ?
Eine Woche nachdem ich aus Amerika zurück kam hatte ich eine einwöchige Dienstreise nach China. Das war eine sehr unangenehme Erfahrung. Viel sozialer Stress und gesellschaftliche Zwänge, ständig irgendwelche Geschäftsessen mit irgendwelchen Affen, bei denen ich mich regelrecht vergewaltigt fühlte (Trinkzwang), sehr viel Verlogenheit, Fassade-halten, usw. Das habe ich nicht ausgehalten und mich ein wenig daneben benommen, mit der Konsequenz, dass ich aus dem Projekt entfernt wurde und sich dies wahrscheinlich auch auf meine weitere ?berufliche Karriere? auswirken wird. Ich rechne damit, dass ich nun wirklich nicht mehr lange in dem Institut beschäftigt sein werde. Nun, eigentlich bin ich diese Ungewissheit ja gewohnt. In den letzten 18 Jahren, hatte ich wohl mindestens 30 verschiedene Verträge, Vereinbarungen usw. Vielleicht wird es ja aber auch endlich mal Zeit was anderes zu machen.
Also eigentlich ist alles so wie immer ? Passt ja auch zur Diagnose einer chronischen Depression ?
Liebe Grüße,
Thomas
***************************************** Bedenke stets, dass alles vergänglich ist, dann wirst du im Glück nicht zu fröhlich und im Leid nicht zu traurig sein. (Sokrates, 469-399 v. Chr.)
lieber Thomas, dass du dich so über Wasser hältst, merke ich seit langem. Aufschreiben ist immer ein guter Anfang. ich wünsche dir, dass du viel Zeit und Reserven hast, über Alternativen zu reflektieren. Eine blöde Situation bei der Arbeit hält man einfach nicht lange aus... Blue
There is no way to happyness, happyness is the way. The Buddha
ich lese deine Zeilen, versuche, mich in deine Situation hineinzufühlen und es fällt mir überhaupt nicht schwer, mir vorzustellen, wie atemlos und angestrengt du den Ereignissen hinterherläufst und dich bemühst, dem standzuhalten, was da passiert. Mich wundert es auch nicht, dass du offenbar nur irgendwie reagierst und dich mit allem überfordert fühlst.
Ich habe immer den Eindruck, das Leben "passiert" dir und du versuchst dann, die Hürden und Hindernisse, die dir in den Weg geworfen werden, irgendwie zu überwinden oder zu umgehen, wo andere vielleicht innehalten und sich fragen würden, ob sie diesen Weg überhaupt weiter laufen wollen.
Du schreibst:
ZitatNeben meinen Dauerthemen alles sinnlos zu finden, generellen Abgrenzungsschwierigkeiten, mich nirgendwo richtig dazugehörig zu fühlen (mich nicht zumutbar fühlen), dem Wunsch nach und der Angst vor Intimität, Reizüberflutung, Antriebslosigkeit und das permanente Gefühl nicht genug Zeit zu haben ? und ? und ? und ? haben sich die Probleme in letzter Zeit in einigen Bereichen sehr zugespitzt und ich habe das Gefühl den Ereignissen nur noch hinterher zu rennen und kann sie nicht mehr richtig verarbeiten. Eigentlich alles so wie immer ?
Das klingt alles sehr anstrengend und gehetzt aber ich kann nicht erkennen, was von all dem, was du machst, das ist, wo du sagen kannst, "das ist mein Ding, das ist es was ich will." Ich vermisse dich darin. Wo ist deine Selbstbestimmung? Fühlst du dich nicht überrannt?
Ich hoffe, ich darf das so sagen. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich mit meinen Worten überhaupt dein Thema richtig treffe. Sie sind sehr eingefärbt von meinem Fühlen, von meinem Leben. Dieses Hinnehmen und sich abfinden ist ein ganz wunder Punkt bei mir ... Ich kann es nicht ertragen, kann nicht akzeptieren ...
Was mich für dich freut, ist, dass du einen Weg gefunden hast, wie du deine Energiereserven wieder auffüllen kannst. Das klingt gut.
Ich wünsche dir, dass du die Zeit findest, innezuhalten, um die Wendungen in deinem Leben gut zu verarbeiten und zu integrieren. Vielleicht, um sagen zu können, "das gehört zu mir, das bin ich."
Liebe Grüße Blümchen
Die wichtigsten Dinge müssen wir selbst für uns tun.
Hallo Thomas, auch ich habe versucht mich in dich hinein zu versetzen und dabei bin ich schon unter ganzen Last die du tragen must zusammen gebrochen. Was du alles Leistest ist unglaublich und für normale/ Gesunde Menschen schon kaum zu schaffen. Ich habe wirklich größte Hochachtung vor dir!!!! Auf die Situationen in Amerika würde jeder genau so reagieren wie du. Du hattest erwartungen wurdest mit Informationen überhäuft teils gute teils weniger gute. Das waren soviele Situationen auf einmal die muss man nach und nach erst mal sortieren das dauert seine Zeit. Ob es an der Zeit ist etwas anderes zumachen kann ich dir nicht sagen. Für mich klingt es dannach.
Als fazit für deinen Text kann ich nur sagen WOW!!!!!! Du bist unglaublich und besitzt jede menge Stärke in dir!! Ich bin einfach nur beeindruckt.
Ja Thomas ... wie Stormy das schreibt, glaube ich auch, dass du eine Menge Stärke in dir hast ... wenn du musst, dann kannst du ? und weißt auch, wie du noch an restliche Kraftreserven in dir drankommen kannst ... das habe ich schon oft bei dir erlebt ...
Wer würde sich bei all dem, was du da aufgelistet hast nicht überfordert fühlen ... es waren ja wirklich immens viele Erlebnisse und Eindrücke, die du da hattest ...
Beim Achtsamkeits-Seminar über den Jahreswechsel konntest du Energien tanken ... vielleicht konntest du dir ja von dieser Energiequelle etwas abgucken und schaffst es ein paar Strategien aus diesen Tagen in den Alltag hinüberzuretten ... so als eine Art Solarzelle, die du dir jeden Morgen mit einem besonderen Ritual aus diesem Seminar kurz aufladen könntest ... eine Meditationsübung ? ein paar besondere Textzeilen die du dir durchliest ? die Besinnung auf bestimmte Bilder ? Gedanken ? Gefühle ... gäbe es da so etwas ??? ... würd mich interessieren ...
vielen Dank für Eure Antworten. Ich muss das erst mal sacken lassen.
Bisher habe ich es in diesem jahr nur mit Mühe und Not geschafft wenigstens meine 4 Stunden Arbeit am Tag zu absolvieren. Ich war zwar gestern von 11:00 bis 23:00 im Institut aber als eigentliche Arbeitszeit kann ich mir mit viel guten Willen höchstens 5 Stunden notieren. Heute ist es sogar gar nichts. Bin zwar um 4:30 wie elektrisiert aufgestanden und habe allerlei gemacht, war dann von 9:00 bis 9:30 bei einem Geburtstagsfrühstück (mein Neujahrsvorsatz besagt, dass ich mindestens eine Mahlzeit in der Woche mit den Kollegen im Gemeinschaftsraum einehmen möchte, um mich nicht ganz so abzukapseln) und dann bin ich zum Therapiegespräch nach Berlin. Von da war ich erst gegen 18:00 zurück. Ich darf diese Termine wirklich nicht mehr auf die mittagszeit legen, sonst kann ich ja gleich Urlaub nehmen. Ich fange wieder an hinterher zu hinken. Das darf nicht sein, sonst geht bald gar nichts mehr.
Thomas
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Habe deinen Beitrag gelesen und auch ich kann sagen, dass ich mich an einigen Stellen wiedererkenne. Besonders, wa Überforderung angeht, den verschiedenen Baustellen und das sich abkapseln. Es gibt Tage, da schaff ich es besser und umgekehrt. Ich wünsche dir viel Mut, bei der Bewältigung deines Alltags.
als es mir in meinem Job sehr schlecht ging, hatte ich einerseits die Befürchtung, dass es nicht mehr lange gut geht und der große Knall kommen wird, andererseits gab es einen hohen Druck, weil ich ja verlässlich meine Arbeit erledigen wollte. Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe immer auf den "großen Knall" gewartet, aber er kam nicht.
Was soll ich dir wünschen?
Höre auf dein Gefühl, ich glaube, das sagt dir sehr viel, wenn du zuhörst.
Etwas anderes kann ich dir auch nicht mitgeben.
Mit freundlichen Grüßen Blümchen
Die wichtigsten Dinge müssen wir selbst für uns tun.
Also irgendwie hat mich das Wort ?Schwerbeschädigung? im Zusammenhang mit psychischen Krankheiten in mir etwas angestoßen (bzw. ?getriggert?, wie man sagt).
So frage ich mich, seit dem ich davon gelesen habe: ?Bin ich auch schwer beschädigt?? und allein schon diese Frage wird schon zu einem eigenem zusätzlichen Problem für sich.
Nach 8 Jahren Psychotherapie mag es wohl auch erlaubt sein Bilanz zu ziehen.
Wie sagt das Eckart Hirschhausen so schön: ?Man kann (im Leben) einiges ändern, aber, wenn Du als Pinguin geboren wurdest, werden auch sieben Jahre Psychotherapie in diesem Leben keine Giraffe mehr aus Dir machen.
Fazit: Man muss sich eine Umgebung suchen bzw. Bedingungen schaffen, die für Pinguine geeignet sind. Aber wie macht man das? Und das kleine innere Kind, fragt sich: ?Kann ich nicht vielleicht doch noch eine Giraffe werden??
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"what I curious world when a hippopotamus is dating a flamingo"
Dies ist die einzige Zeile, die ich aus einem Gedicht erinnere, das ich nie mehr wieder gefunden habe, ich weiß nur, dass es von einer modernen englischsprachigen 8) Dichterin ist, darin beschreibt sie, wie die Tiere einander hinterherjagen und zum Schluss geht ein Nilpferd mit einem Flamingo aus...
Es könnte sein, dass das Nilpferd, um den Flamingo zu beeindrucken, erst mal ne Abmagerungskur gemacht hat...
Lieber Thomas, diesen Kommentar von Hirschhausen, den ich auch sehr mag, kannte ich noch nicht. Ist bei deiner Bilanz den herausgekommen, dass du so ein "Pinguin" bist, der gerne eine Giraffe sein würde?
Ich persönlich mag ja Pinguine lieber...
Meine Therapeutin sagt ja eher so Sachen, dass man sich nicht verändern soll im Sinne von Anpassen, sondern dass die Therapie einem hilft, sich selbst zu akzeptieren, selbst dann, wenn andere das nicht tun...
Ich habe neulich etwas gelesen von dir, wo du von einer immer traurigen Grundstimmung schriebst, bzw., dass dich die Depression wohl immer begleitet...
Das mag sein, aber du bist trotzdem nicht nur deine Depression. Als ich mal an Renate ein Bild von uns dreien mit "Drei Depressive" betitelte, hat sie laut dagegen protestiert, ich fands ja eher witzig, aber ich hätte ja auch, drei Schmunzeltiger und drei Unermüdliche oder oder oder schreiben können....
Mein Eindruck ist, dass deine Depression und das was du mit ihr gemacht hast, viel verändert hat in den letzten Jahren bei dir, du bist aufgeschlossener geworden, du bist ein guter Freund geworden, hast Freunde gefunden, die dich hoffentlich auch stützen und nicht nur du sie!
Ich weiß ich war in dieser Hinsicht in letzter Zeit zu sehr mit mir beschäftigt, aber wenn du dich "beschädigt" fühlst, bin ich für dich da.
Allerdings glaube ich nicht, dass du dir darüber viele Gedanken machen müßtest. XOX Blue
There is no way to happyness, happyness is the way. The Buddha
Diesem Begriff würde ich einfach nicht so viel Bedeutung beimessen, er ist nichts anderes als ein Relikt aus einer Zeit, in der der Beamtenschimmel wild durch den Staat galoppierte und sich einen Scheißdreck um Bezeichnungen kümmerte.
Meine Freundin M., die ja auch eine "Behinderte" ist, vielleicht wäre in ihrem Fall Bewegungseingeschränkt das bessere Wort, war vor ca. zwei Monaten mit mir in den Wühlmäusen, da stand doch tatsächlich auf der Karte: Ein Rolli + Begleitperson. Sie hat sich sehr darüber aufgeregt, weil sie mit dem Begriff Rolli als Person bzw. als Mensch gar nicht wahrgenommen wird sprachlich.
Eigentlich sind wir doch alle behindert, nicht war?, will heißen, wir haben alle etwas, was uns daran hindert, dahin zu gelangen, wo wir hin wollen oder sollen, jeder Mensch, die einen haben große Steine im Wege, die anderen dafür Kieselsteine und selbst über die klagen sie...
Vielleicht hilft es herauszufinden, was es ist, was uns hindert, schwer, dahin zu kommen wohin wir wollen.
Und wohin wollen wir.
Wohin willst du? Was hindert dich? Das interessiert mich. Und gibt es schon Orte, die du gut erreicht hast, ohne Hindernis? Liebe Grüße Blue
There is no way to happyness, happyness is the way. The Buddha
mein Freund P., du weißt schon der Lover, der dir so dankbar ist 8), sagt, er mag sowohl Pinguine und Giraffen, aber Giraffen haben eine schwerere Geburt, "eine Giraffe im Zoo begattet, Halleluja!" Olle P. hat mir doch eine Giraffe geschenkt, aber langsam geht der Hals kaputt... und du musst zugeben Giraffen haben so einen empfindlichen Hals, Pinguine sind da robuster! Ich werde P. sagen, dass ich von ihm das nächste mal einen Pinguin will, damit sich die Giraffe nicht so allein mit mir fühlt... Vielleicht sollten wir mal über die Stärken der Pinguine nachdenken? Sie mögen es gerne kalt! Sie halten Eiseskälte aus!
Apropos, gibts den Pinguin noch, den ich dir mal geschenkt habe? Blue
There is no way to happyness, happyness is the way. The Buddha