Ich habe viel kleiner gedacht. Vielleicht ist es auch zu groß, in dem Zusammenhang von Tätern und Opfern zu sprechen.
Eine Weile, als es mir so schlecht ging, habe ich versucht, die Schuld für meine Unfähigkeit meinen Eltern zu geben. Es war einfacher, mich als Opfer zu sehen. Aber eigentlich hatte ich nur das "Pech", in eine Familie hinein geboren worden zu sein, die sich schwer damit tut, Liebe und Gefühle zu zeigen, in der Hilflosigkeit und Ängstlichkeit eine Grundeigenschaft ist. Ich wurde sozusagen Opfer der Familiengeschichte.
Aber weil ich diese Tendenz in mir nicht auflösen konnte und sie an meine Kinder weiter gegeben habe, fühle ich mich schuldig. Auch mir fällt es schwer, mich für sie einzusetzen, meine Liebe zu zeigen. Ich weiß nicht, inwieweit sie darunter gelitten haben und ob ich mich schuldig fühlen muss. Ich bin Mutter und Tochter, in diesem Sinne "Opfer" und "Täter" . Es gibt ganz sicher schlimmeres.
Ich weiß gar nicht, ob dieses Thema hier überhaupt passt ...
Die wichtigsten Dinge müssen wir selbst für uns tun.
Hallo Blümchen Klar gehört dein Beitrag hier rein. Ich finde es wichtig, das man unterscheiden könnte, wo die Schuld liegt, wenn man chronisch depressiv bleibt. Das ist ja das verflixte. Man macht sich selbst solange Vorwürfe, bis man nicht mehr kann. Erst dann beginnt man sich zu fragen, ob man Opfer oder Täter ist. Das nicht unterscheiden zu können, macht mich völlig verrückt! Da hilft es auch nicht, dass ich weiss, dass ich nie berechnet "böse" war.
Manchmal fühlte ich mich in eine Ecke getrieben und hab zugebissen. Wer ist jetzt böser?
Ich sollte mich mit dem Leben versöhnen, damit ich glücklich werde. Verdammt, ich kann doch nicht auf Knopfdruck glücklich sein. Das wäre ja dasselbe, wie wenn die "Glücklichen" auf einmal traurig sein wollten, und nur einen Knopf drücken müssten, das schaffen die doch nie!!! Komische Gedankengänge...
Hab ich schon menschen verletzt? leider ja. einige male sogar. gewollt war es in den aller wenigsten fällen. Ich erinnere mich wie der nachbarsjunge und ich einen streit hatten. der kleine hatte mich paar mal angegriffen. Sorry aber den versuch mich zu wehren muss ich einfach bringen. Ich war wohl überlegen alleine da ich schon im jungendlichen alter einiges an kampfsport gemacht hatte. Einmal hatten wir uns an den treppen geschubst. aus reflex hatte ich mich so bewegt wie ich das gelernt hatte und ich habe ihn geworfen.. naja mit dem gesicht auf die treppen. Hat sich einige der forderen oberen zähne ausgeschlagen. Das tut mir so leid! ich wollte das wirklich nicht. Das waren schon seine festen zähne. danach kamen die dritten. mit keinen 13 jahren. Da habe ich ihm wirklich was angetan. Das wäre der dinge die ich gerne ändern würde!!!
warum erzähle ich das? bitte sagt auf keinen fall "ist schon ok" das will ich auf keinen fall hören. Ich hätte ihm sagen müssen er soll mich in ruhe lassen. Ich hatte schon rausgefunden das er kein gegner für mich ist warum bin ich so blöd und lass ihn nicht einfach abprallen? einfach auf gezanke nicht eingehen. Warum mich auf etwas einlassen wo nur ein "lose-lose" situation raus kommen kann. Ich gewinne den kampf so oder so. er verliehrt aber ich verletzte! und schade! sowas will ich nicht. Ich habe das ganze kämpfen gelernt um mich gegen mehr oder stärkere gegner wehren zu können. Ich hatte es NICHT gelernt um einem schwächeren noch unnötig mehr eine drauf zu geben. immer die geringsten verfügbaren mitteln anwenden. nur beenden nicht schaden habe ich mir immer gesagt. Und ich verwende es nicht in der notsituation sondern um meine überlegenheit zu demonstrieren. Das da jemand verletzt wird war ja klar... Hatte dadraus gelernt und hab mich weniger gezofft wenn ich es nicht irgendwie vermeiden konnte.
Würde ihm heute gerne sagen wie leid mir das tut. ich fürchte allerdings besonders erfreut wird er nicht sein mich zu sehen.
Einem sehr guten freund hab ich das bein gebrochen. offener trümmerbruch. Habe ihm eine mehrere hundert kilo schwere betonmauer auf den fuss geworfen. Ihm hätte da soviel passieren können. uns allen. wir waren zu 3. wir hatten alle dadran rumgebastelt wenn ich mich recht erinnere war es meine idee... 2 konnten schnell weg springen. für ihn war es zu spät und das scheiß teil machte seinen fuss platt. die narben kannst du noch heute sehen 15 jahre später. der fuss ist aber wieder ok sagt er.
wie oft ich einem menschen seelisch schaden zugefügt habe waage ich nicht abzuschätzen. ich fürchte mich sehr vor der antwort. leider weiß ich es nicht besser... und dann beginne ich zu verletzen.
Ja es tut mir leid. vielleicht nicht bei allen. manchen hätte ich sogar gerne etwas mehr angetan. sind sogar ein paar... so denke ich nur wenn dieser mich ebenso schwer verletzt hat. aus dem nichts denke ich nicht so über einen menschen. Ja ich schere den menschen manchmal über einen kamm. ich weiß das ist falsch. aber ich merke doch das ich wenn ich dann kontakt zu diesen habe dann trotzdem freundlich bin und meine vorurteile ganz tief runterschlucke.
Das mit dem Täter sein ist so eine sache oder? nehmen wir an ich hab schulden. auf einmal wird ein kleiner disco abend zu einer hoch ernsten sache und man braucht geld. Aus voller verzweiflung rennt man mit opas pistole in die bank. man sagt man soll nur das geld rausrücken und man wäre schnell wieder weg. so ein dummer wachmann erschreckt ihn und es wird geschossen. der wachmann geht schwer verletzt zu boden. Die polizei steht schon draussen und er rennt raus. die schüsse hatten sie gehört und waren nervös. der bankräuber wird erschossen. Täter? Opfer? wer von was? der im ersten moment verursacher ist es bei genauerer betrachtung garnicht der ursprung der problematik?
Ich muss mich selbst fragen, auch bei den menschen die ich als monster meiner vergangenheit betrachte.. waren sie selbst vielleicht nur opfer ihrer situation? so genau betrachtet kann sogar ein sehr tief liegendes feindbild ins wanken geraten...
Die Schuldengeschichte, die in einem Banküberfall mündet, ist ja vielleicht ein wenig falsch angegangen. (Hoffe mal nicht, dass jemand wirklich für den Eintritt einer Disco einen Bankraub begeht) Eine Passantin zu bestehlen o.Ä. könnte ich mir da eher vorstellen.
Aber auch ein interessanter Aspekt: Die Schwere (Größe) einer Schuldtat. Denke, sie entscheidet auch über das Vergeben können oder nicht. Wie groß ist die Verletzung, das, was das Opfer opfern muss? Natürlich auch noch individuell. Da spielt die eigene Verwundbarkeit mit, die Einstellung, Lebensauffassung und Erfahrungen, ... wahrscheinlich noch ganz viele andere Dinge, die ich gerade auslasse.
"Kleine" Taten erkennen wir manchmal nicht als schlimm an. Bei "großen" ist die schlimme Behaftung meist aber bewusst. Und ich denke, da wissentlich trotzdem zum Täter zu werden, ist fatal und ab da wird eine Tat auch unverzeihlich für mich.