Oje, Tüfeli... Danke für dein liebes Kompliment - aber die Antwort lässt vermuten, dass ich mit meinen Zeilen einen anderen Eindruck hinterlasse als passend wäre...
Mein Stiefvater war/ist Alkoholiker - d.h. er wird es auch ein Leben lang bleiben - selbst, wenn er trocken ist. Ich kenne also die Verharmlosungstaktiken; die Worte, die andere (und wahrscheinlich am meisten einen selbst) beruhigen sollen. Ich weiß, wie sie klingen und dass der "Betroffene" selbst als letzter merkt, was eigentlich Sache ist.
Bevor ich das letzte Mal ewig lange krank geschrieben war und Klinik"hopping" betrieben habe, hatte ich ganz reale Angst davor, dass ich verharmlose. Und war dann erleichtert, dass ich null Absetzungserscheinungen hatte... Damals habe ich x Bedingungen "erfüllt", die man wohl durchaus als Sucht zusammenfassen könnte... Doch auch mein Arzt hatte zu der Zeit schon klipp und klar gesagt, das sei definitiv nicht mein Problem.
Ich weiß auch gar nicht, warum ich das hier gerade immer mal wieder thematisiere... Denn ich trinke zur Zeit eigentlich fast nie - und wenn, dann eher wenig... Ich hab damals sogar einen Fragebogen ausgefüllt/ einen Test gemacht (auf eigenen Wunsch). Klar - bei meinem damaligen Konsum lautete das Ergebnis "gefährdet"... nicht mehr (aber natürlich auch nicht weniger!). Tatsache ist auch, dass meine beiden polizeilich angeordneten Einweisungen in die Klinik jeweils nach sog. "Alkoholabusus" stattgefunden haben. Weil mir der Alk dabei "geholfen" hatte mich zu öffnen.
Doch, ich schaffe es eine Zeitlang mal nichts zu trinken. Immer wieder. Ich denke nur auch immer wieder, dass es mir umgekehrt nix bringt darauf zu verzichten... Immerhin gab und gibt es solche Phasen ständig. Genau diese Gedanken sind es wohl auch, die mich darüber schreiben lassen... Weil ich mich quasi dafür "entscheide" nicht zu verzichten... Das verstehe, wer will...
So, wie es gerade funktioniert (fast nie und wenig) ist das für mich nicht das Thema Nummer 1. Es ist natürlich sehr viel greifbarer - nicht nur deshalb, weil es quasi offensichtlich erscheint Sondern auch, weil der Teufelskreis vielen bekannt ist... Weil die meisten Alkis (oder andere Süchtige) nicht süchtig werden, weil es ihnen "Spaß macht", sondern weil was anderes zugrunde liegt. Sehr oft halt Depressionen...
Tüfeli - ich will dir dein Kompliment im Übrigen gern zurückgeben Ich mag solche Texte, in denen du von dir erzählst. In denen ich ein bisschen was von dir "sehe" Ja, du zeigst dich auch sonst - keine Frage... Ich habe aber oft Probleme mit vielen deiner kryptischen Beiträge 8)
Ganz liebe Grüße an alle Süchtigen und Nichtsüchtigen von
ZitatIch denke nur auch immer wieder, dass es mir umgekehrt nix bringt darauf zu verzichten... Rolling Eyes
Dieser Gedanke, dass es nichts bringt nichts zu trinken, kann ja auch schon ein Symptom einer Sucht sein. Ob Dir morgens noch schlecht ist oder Du klar aufwachst ist schon ein Unterschied, oder? Klar man kann sich auch ohne Alkohol morgens schlecht fühlen und weiß dann noch nicht einmal warum. Wenn man getrunken hat, denkt man wenigstens den Grund zu kennen, warum es einem schlecht geht. Ich finde es ganz wichtig zwischen körperlicher und psychischer Abhängigkeit zu unterscheiden. Manche Alkoholiker werden nie körperlich abhängig ... Für mich ist ein ganz wichtiges Kriterium der Sucht der Kontrollverlust - wenn ich es nicht mehr kontrollieren kann, wie viel ich trinke bzw. mich immer wieder in diesen Zustand bringe (ab einer bestimmten Menge bekommen ja auch Nicht-Alkoholiker einen gewissen Kontrollverlust).
***************************************** Bedenke stets, dass alles vergänglich ist, dann wirst du im Glück nicht zu fröhlich und im Leid nicht zu traurig sein. (Sokrates, 469-399 v. Chr.)
Ja, genau. Den hatte ich nie - was ich mitunter auch bedauert habe...
Auch, wenn es aus der Ferne mitunter anders wirkt
Nach meiner ersten Einweisung war ich trotz des Pegels, trotz der Situation und trotz der Uhrzeit (5 Uhr morgens) völlig kontrolliert. Der Arzt hat mir sogar damals mitgeteilt, warum sie mich da behalten würden (gesetzlich bis zu 24 Stunden möglich): Ich war zu vernünftig.
Ich war echt verzweifelt, weil ich befürchtet habe, nun würden sich Horrorgeschichten, wie man sie aus Filmen kennt, abspielen. Hatte am nächsten Nachmittag ein Gespräch mit einer gesetzlich verordneten Anwältin - und wusste wirklich nicht, was ich da sagen, wie ich da wirken muss, damit sie mich gehen lassen... Zu vernünftig durfte ich ja nun auch nicht sein...
Hab dann das komplette Gespräch des Abends wiederholt sowie meine Bedenken, dass ich nun nicht mehr wisse, was ich noch sagen könnte...
Ja, diese verfluchte Übelkeit... Leider begleitet sie mich gerade unabhängig vom Trinken... Erst war ich mir da nicht so sicher...
Liebe Grüße von
Nada,
immer nur in Maßen unkontrolliert
(P.S.: Noch heute könnte ich dir den Ablauf vieler Telefongespräche schildern, die ich damals geführt habe 8) )